Suva, Mittwoch 8. April 2020, 12:30 Uhr
Ich wundere mich selbst, dass es trotz meiner dienstreisefreien Zeit so viel von hier zu berichten gibt. Hier ist immer etwas los.
Nachdem es trotz reger Nachfrage nach Ausreiseflügen kein Angebot von Fiji Airways gab, fanden gestern gleich zwei Flüge statt. Einer nach Deutschland und einer nach Los Angeles. Was alle diplomatischen Bemühungen nicht ausrichten konnte schaffte der Wirbelsturm Harold. Da Fiji Airways die gesamte Flugzeugflotte am Boden geparkt hat, wurde man angesichts des nahenden Wirbelsturms leicht nervös und wollte zumindest die teuersten Exemplare außer Landes schaffen. Bevor die gesamte Flotte ohne Piloten aufsteigt.
Zwar wurden wir von der Botschaft in der Nacht vorher aufgefordert schnell zu buchen und zu packen. Jedoch wurde eingeräumt, dass das für jene die in der Hauptstadt Suva wohnen nicht gilt, da diese ja noch immer Sperrgebiet ist. Und ohne verlassen der Stadt gelangt man nicht zum Flughafen. An Bord scheint jedenfalls bei den Heimkehrern eine Bombenstimmung geherrscht zu haben, wie ihr auf den Foto sehen könnte.
In der Nacht wachte ich wegen des lauten Regens und Sturms auf. Harold war im Anmarsch. Im Zimmer war es stickig und heiß. Ich kontrollierte die Klimaanlage. Diese war ausgefallen. Stromausfall. Meinen Frühstückstee musste ich mir am mit Gas betriebenen Herd zubereiten und eine kleine batteriebetriebene Laterne spendete mir Licht. Kurz kam der Strom zurück um gleich darauf wieder zu verschwinden. Die Handymasten funktionierten. Gescheiter Weise hat unser Chef bevor er das Land verlassen hat uns zurückgebliebenen nicht mit unseren Satellitentelefonen ausgestattet. Diese liegen jetzt allein in unserm Büro herum. Aber noch funktioniert das Netz und Harold beginnt sich langsam
wieder zu entfernen. Habe für euch eine Videoaufnahme gedreht. Muss ehrlich gestehen, dass ich mir das schlimmer vorgestellt habe. Habe weder fliegende Hausdächer und Autos noch Kühe gesehen. Nicht mal ein entwurzelter Baum ist in meiner Umgebung zu sehen.
Die größten Schäden sind wahrscheinlich vom Regen zu erwarten. Der Regen hier ist oftmals beeindruckender als der Sturm. Wie beim berühmten Salzburger Schnürlregen kommt das Wasser nicht in Tropfen sondern als durchgehende Strahlen vom Himmel. Die Regierung warnt jährlich die Bevölkerung nicht zu versuchen, die die Straßen überflutenden Bäche zu durchqueren. Immer wieder werden Menschen und auch Autos fortgerissen. Auch führt der Regen hier oft zu Erdrutschen und Dörfer und Straßen werden weggeschwemmt. Von meinem Balkon aus kann ich die Hafenbucht sehen. Das Wasser ist komplett braun, da die angeschwollenen Bäche und Flüsse jede Menge Erdreich aus dem Landesinneren mit sich führen.
Ich glaube die Lage beruhigt sich schon ein wenig. Glück gehabt.